Pigafetta im Radio

Veröffentlicht am 9. Mai 2024

Liebe Listeners,

gestern Abend war der wackere Pigafetta wieder mal im Radio zu hören (in meiner Übersetzung):

Alle Räder stehen still, wenn der böse Marder will

Veröffentlicht am 8. Mai 2024

„Am Land geht es nicht ohne Auto“, heißt es oft.

Sagen wir mal so: Es ginge schon, jedenfalls wenn man wie wir in einem Ort wohnt, wo einmal in der Stunde die Schnellbahn hält. Aber man müsste sein Leben natürlich ganz anders organisieren und für viele Wege, Einkäufe, Arztbesuche, Familienausflüge usw. deutlich mehr Zeit einplanen, die einem dann wohl für andere Dinge abgehen würde. Darum haben auch wir ein Auto.

Was bei solchen Aussagen gern unter den Tisch fällt: Auch am Land kann man ein Auto so oder so nutzen. Man kann sein Auto etwa für kürzere Wege stehen lassen und stattdessen aufs Rad steigen oder, um die Kinder von der Musikschule oder vom Sport abzuholen, Fahrgemeinschaften bilden und natürlich versuchen, umweltschonender zu fahren, das heißt langsamer.

Um es gleich zu sagen: In unserem ländlichen Umfeld sind solche Verhaltensweisen ein Minderheitenprogramm.

Oder wie mein Großvater es ausgedrückt hätte: „Geht nicht heißt will ich nicht.“

Auftritt eines Marders bei einer künstlerischen Intervention.
Bild: Kolektyw Kariatyda, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Wie gesagt, auch wir haben ein Auto. Beziehungsweise, zur Zeit haben wir keines mehr, weil ein Marder sich im Motorraum ausgetobt und unter anderem – unser Auto ist ein Hybrid – das Hochvoltkabel zerbissen hat, das die Batterie mit dem Motor verbindet. Dieses Kabel zu ersetzen, kostet nicht nur eine mittlere vierstellige Summe, sondern es braucht auch fünf bis sechs Wochen, es zu liefern, sagt unsere Autowerkstatt. Das gibt uns jetzt reichlich Gelegenheit, die obige Aussage – „Ohne Auto geht es nicht.“ – auf ihren Wahrheitsgehalt abzuklopfen.

Derartige Angriffe auf unseren Lebensstil sind natürlich nicht geeignet, unsere positive Einstellung zur Natur zu fördern – abgesehen davon, dass sie geradezu nach Verschwörungstheorien schreien!

Mein erster Gedanke war, dass militante Klimaschützer den Marder abgerichtet haben müssen, um möglichst viele Autos aus dem Verkehr zu ziehen. Aber hätte der vierbeinige Attentäter dann nicht eher die SUVs, Pickups und vorsintflutlichen Stinkediesel attackieren sollen, die zahlreich in unserer Nachbarschaft herumstehen, und nicht unseren vergleichsweise sparsamen Hybrid?

Doch dann ging mir ein Licht auf: Nicht die Klimaschützer hatten den Marder abgerichtet und auf Hybridkabeljagd geschickt, sondern dahinter muss die Verbrenner-Lobby stecken, wahrscheinlich im Verein mit den Geheimdiensten erdölfördernder Schurkenstaaten. Sie senden jetzt sogar Marder aus, um gezielt Hybrid- und Elektroautos zu attackieren, damit die Besitzer:innen wieder auf reine Verbrenner umsteigen. Was für eine perfide Strategie!

Sammlerstück

Veröffentlicht am 12. April 2024

Hätte ich mir auch nicht träumen lassen, dass eines meiner Bücher noch zu meinen Lebzeiten als Rarität und Sammlerstück gehandelt wird …

Wie berichtet, ist meine Pigafetta-Übersetzung seit kurzem vergriffen und eine Neuauflage nicht in Sicht, weil ich für diesen wunderbaren Reisebericht aus der Frühen Neuzeit nach der Insolvenz der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft erst wieder einen Verlag finden muss. Das werde ich hoffentlich rasch, denn aktuell wird im antiquarischen Handel nur mehr ein einziges Exemplar meiner Übersetzung für sage und schreibe 169,99 Euro angeboten.

Man könnte meinen, der Preis sei nicht übertrieben,  handelt es sich doch um die bislang einzige Übersetzung aus erster Hand ins Deutsche[1] und um die einzige, die nicht nur den vollständigen Text, sondern auch die 23 farbigen Miniaturen bietet, die der Autor dem Text mitgegeben hat.

Allerdings hätte es Pigafettas Bericht verdient, für ein größeres Publikum erschwinglich zu sein. Daher hoffe ich sehr, dass sich bald ein Verlag für eine Neuausgabe findet – Interessenten bitte melden!

  1. [1] Christian Jostmann, Pigafetta als Pulp Fiction. Eine Fallstudie in provinzieller Aneignung, in: Archiv für Kulturgeschichte. Band 105,2 (2023), S. 405–432.

Verbrenner

Veröffentlicht am 2. April 2024
In lauen Nächten, wie sie uns betören
Zu dieser Jahreszeit schon viel zu früh,
Da hat ein Dorfbewohner seine Müh
Infolge des Verhaltens dummer Gören,

Die seinen Wunsch nach Ruhe nächtlich stören,
Indem zu vorgerückter Stunde sie
Mit Aufwand von fossiler Energie
Auf ihren Mopeds durch die Straßen röhren.

Die Jugend auf dem Dorf will’s nicht kapieren,
Weil ihr’s anscheinend an Verstand gebricht.
Solln andre doch am Freitag demonstrieren

Fürs Klima, üben den Konsumverzicht.
Sie wollen sich zu Tode amüsieren,
Und dass die Erde brennt, verstört sie nicht.

Kriegsversehrt

Veröffentlicht am 23. Februar 2024

Als der Krieg in seinen ersten Winter ging, war mir klar, dass wir nicht tatenlos bleiben konnten, dass auch wir unseren Beitrag leisten mussten, damit nicht der Aggressor triumphierte. Mich selbst zur kämpfenden Truppe zu melden, kam nicht in Frage, schon meines Alters wegen nicht, vor allem aber, weil ich in meiner Jugend keine soldatische Ausbildung genossen habe (obwohl der Staat sie mir seinerzeit kostenlos zur Verfügung gestellt hätte). Unerfahren, untrainiert und von Natur aus ängstlich wäre ich den Verteidigern mehr Last als Hilfe gewesen. Doch ich wusste, was ich stattdessen tun konnte, um den Angegriffenen beizustehen …

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